Letzten Donnerstag war sowohl Feier- als auch Trauertag für Deutschland. Mit dem “großen” Start von Google Street View kam ein Dienst nach Deutschland, auf den nicht nur die Freunde interaktiver GIS-Applikationen lange gewartet hatten.
An diesem Donnerstag wurde nun erstmals das Ergebnis der hysterisch-paranoiden Sommerloch-Diskussion mit ihrer AnUnzahl an Einsprüchen in seinem ganzen Ausmaß ersichtlich.
Fazit: Es macht nicht wirklich Spaß, sich durchs verpixelte Deutschland zu navigieren. Die großen Vorhänge, die Google vor zahlreiche Häuser “hängen” musste, verschandeln ganze Straßenzüge und schmälern den Gesamteindruck einer virtuellen Entdeckungsreise erheblich.
Ein paar ungeordnete Gedanken:
- Interessanterweise scheinen die Verpixelten nun genau das Gegenteil ihrer erhofften Anonymität zu erhalten – nicht die regulär gezeigten Häuser fallen auf, sondern genau die nicht sichtbaren. Wozu das führt, zeigen die Eierwurf-Attacken der vergangenen Tage oder die harmloseren Panoramio-Entschleierungsversuche eindrucksvoll.
- Es ist wirklich schade, dass sich Google breitschlagen ließ, auch die Rohdaten unkenntlich zu machen. Jetzt, wo der Dienst endlich gestartet ist und der ein oder andere Widersprecher seine Abneigung ablegt, kann der Vorhang nicht mehr gelüftet werden. Die Entscheidungen der Widersprecher sind irreversibel.
- Der Widerspruch eines einzigen Bewohners reicht aus, um ein komplettes Haus unsichtbar zu machen. Die Kritiker argumentieren mit der informationellen Selbstbestimmung eines jeden Bürgers. Mit welcher Begründung kann aber der Wille eines Mieters über den eines Eigentümers gestellt werden, der sein Gebäude bewusst über Street View bewerben will?
- Die Tatsache, dass es ein Opt-Out, aber kein explizites Opt-In gibt, zeugt doch letztlich davon, dass wir zwar immer gegen irgendetwas, aber nur selten dafür sind.
Wenn schon meine Heimatstadt Weimar (noch) nicht in Street View zu bewundern ist, so ist wenigstens meine Studienstadt Leipzig bereits vertreten. Einen interessanten Stadtrundgang unter dem Titel “Ein paar Pixel und ein Weihnachtsmarkt: Mit Google Street View durch Leipzig” hat die Leipziger Internet Zeitung veröffentlicht.